Zuletzt aktualisiert am 10. Juni 2018
Steckbrief
Name: Isidor. | Rasse: US-Teddy, Farbe: braun-weiß-creme, Geboren: März 2010, Herkunft: Altrip, Kastriert: bereits kastriert, Aufnahme: 1. Juli 2016, Pflegestation: Kerstin, Pflegebox: Nr. 4. Isidor hat sofort in Andrea aus Schleusingen eine liebe Patin dank ihrer einzigartigen Pflegebox-Patenschaft. Er hat heute den Anker gelichtet. |
Am 27. Juni 2016 erreichte uns diese E-Mail:
„Guten Morgen, von ursprünglich 3 Meeries in Außenhaltung ist nur noch einer übrig, die anderen sind 6 Jahre alt geworden und waren nie krank. Da wir keine Meeries mehr halten wollen, würden wir Isidor gerne abgeben: US-Teddy, geboren März 10, kastriert. Letztes Jahr hatte er eine unschöne Begegnung mit einer Katze, von der er sich aber so halbwegs erholt hat – er hinkt ein bisschen, ist aber noch vergleichsweise munter.“
Wir baten um weitere Informationen, um zu schauen, in welche Crew er sich integrieren lässt.
„Guten Morgen, Bild ist etwas schwierig, auch weiß ich das aktuelle Gewicht nicht – er sieht und fühlt sich „normal“ an. Es ist ein US-Teddy weiß-braun. Krallen und Zähne sind gesund – was an seiner bisherigen Ernährung lag: viel Heu, viel frisches Gartenzeug, im Winter Heu, Gemüseblätter, wenn es kalt wurde auch Kraftfutter. Und auch das Stroh, welches wir zur Isolierung ihrer Hütte zur Verfügung gestellt haben, wurde mitvertilgt. Die Krallen konnte er sich bislang immer abwetzen, weil Passagen in seinem Käfig aus Sandpapier bestehen, ansonsten lebt er auf Holzstreu. Wie ich schon schrieb hatte er eine unangenehme Begegnung mit einem Raubtier (Katze oder Marder, Greifvogel eher nicht). Das hatte ihn sehr verstört und er wurde am Nacken verletzt. Seitdem flitzt er nicht mehr ganz so „glatt“ und es dauerte lange, bis er den Kopf wieder gerade trägt. Er klettert nicht mehr gerne und kommt nicht aus eigener Kraft in die oberen Stockwerke seines Reiches.
Isidor ist der letzte Mohikaner einer 3er Gruppe, die aus 2 Mädchen und ihm bestand. Die erste (die Gruppenchefin und älteste) verstarb 2014, seitdem lebten sie zu zweit. Er war in der Gruppe der Rangniedrigste. Vom Charakter ist er eher tiefenentspannt und ließ sich von seinen Mädels widerstandslos wegschubsen, wenn es um Leckereien geht. Im Moment trägt er Hoftrauer, so alleine, zumal wir nicht die Zeit haben, uns um ihn intensiv zu kümmern. Er ist eher nicht an Menschen gewöhnt, da wir in der letzten Zeit nur Futter in den Käfig gaben und die Tiere kurz visuell gecheckt haben. Ich würde ihm gerne für seine Restzeit noch etwas gewohnte Gesellschaft verpassen. Viele Grüße“
Isidor hätte allerdings erst am 9. Juli 2016 gebracht werden können. Also erklärten wir uns kurzerhand bereit, ihn am 1. Juli 2016 flugs abzuholen. Im Nachhinein hatte uns unser Bauchgefühl nicht getäuscht hier schnell zu handeln.
Wir nahmen einen mit 865 g mageren Isidor in Empfang, sein Fell war löchrig und sah alles andere als gut aus: Haarlinge/Milben ließen grüßen. Er ist wie erwartet durch den Raubtierangriff gehandicapt. Er hält sein Köpfchen schief und läuft nicht mehr so rund. Auch kann er durch die Kopfschiefhaltung das Futter nicht mit seinen Vorderpfoten festhalten, wie manchmal bei Meerschweinchen üblich.
Hier angekommen wurde er sogleich gegen seine unliebsamen Fellbewohner behandelt und durfte sich erholen von der Anreise, die ihn doch sehr mitnahm, er atmete auffällig schwer.
Anderntags dann der Versuch: Würde es wieder klappen, einen an Mädels gewöhnten Kastraten in eine Boygroup zu integrieren?
Alle Augen waren auf Isidor und seine neuen Kumpels Melli, Peter und Pönchen gerichtet.
Die drei nahmen kurz Notiz von Isidor und erkannten wohl, dass von einem gehandicapten Isidor keinerlei Gefahr ausgeht, der von so viel neuer Freunde sozusagen seinen Äuglein nicht traute. Auch von der Vergesellschaftungsbox zurück in die eigentliche Pflegebox änderte sich das nicht, alles blieb friedlich – ganz im Gegenteil.
Alle stecken gerne ihre Nasen in sein weiches Teddyfell und kuscheln mit ihm. Isidor genießt fast so etwas wie Narrenfreiheit unter den Buben. Beim ersten gemeinsamen Frühstück (noch mit einer Trockenfutterschüssel) stürzte er sich darauf, um diese komplett für sich zu beanspruchen. Derweil standen Peter, Pönchen und Melli außen herum und jeder versuchte vorsichtig, auch sein Köpfchen hineinzustecken. Keine Chance, Isidor ließ keinen in seine Schüssel. Das Ende vom Lied: inzwischen gibt es ZWEI Trofuschüsseln: eine für Isidor und eine für seine Kumpels.
Auch beim Nassfutter machen Melli, Peter und sogar das große Pönchen dem kleinen Isidor – der innerhalb nur einer Woche schon 80 g zulegte – bereitwillig Platz und rücken zur Seite, damit Isidor sich mitten hinein ins Grün stürzen kann. Isidor genießt die Gesellschaft um sich und blüht förmlich auf. Selbst das angebotene Nux vomica gegen etwas zu weiche Köttel nahm er bereits am zweiten Tag von selbst aus dem Spritzchen, ohne eingefangen werden zu müssen.
Angesichts so viel Harmonie und Rücksichtnahme bei den Buben untereinander trübt das ganze nun doch seit dem letzten Donnerstag ein kleiner Schleier. Isidor wurde am 7. Juli 2016 unserer Frau Dr. Seitz vorgestellt. Sie tastete ihn ab und schaute dann ganz traurig drein.
Isidor hat einen hühnerei- oder bereits tomatengroßen Tumor im Bauchraum – viel viel größer als ein Tischtennisball! Eine Operation kommt nicht mehr in Frage.
Da wir nicht wissen, wie lange er diesen schon hat und wie schnell er wächst, können wir ihm nur noch eine schöne Zeit machen, ihn quasi palliativ begleiten, und ihn mit allerlei Leckereien verwöhnen. Isidor allein wird wissen, wie lange noch und wann es Zeit ist zu gehen …
Bei dieser Prognose sind wir unserer Andrea aus Schleusingen sehr dankbar. Dank ihrer einmaligen Pflegebox-Patenschaft für die Nr. 4 hat Isidor auch sofort eine liebe Patentante. Andrea hat den kleinen Isidor sofort ins Herz geschlossen.
Alles erdenklich Gute und Herzlich willkommen kleiner Isidor
Isidor mit seinen drei neuen Freunden im Juli 2016
Dienstag, 30. August 2016
Zeit zu gehen
Isidor ließ sich gerne verwöhnen und stürzte sich auf das Nass- und Trockenfutter. Mit seinen drei Freunden Melli, Peter und besonders Pönchen wurden gegenseitig die Äuglein geleckt und zusammen ein Nickerchen gemacht.
Isidor war immer neugierig, wenn das Pflegepersonal im Stall werkelte und er liebte jegliche Medizin (Traumeel, Zeel, Scilla), die ihm angeboten wurde, ohne dafür eingefangen werden zu müssen. Sein Gewicht kletterte auf stolze 1030 g – leider wussten wir nie, ist er oder dieser blöde Tumor gewachsen, der immer sichtbarer wurde und ihm mit der Zeit immer mehr zu schaffen machte.
Nach zwei schönen Monaten gab er uns heute Abend ganz leise zu verstehen, dass es Zeit wird, die Regenbogenbrücke zu beschreiten, obwohl er so gerne noch bleiben würde …
Isidor fraß seit gestern sehr sehr langsam und war in seinem ganzen Wesen plötzlich sehr verhalten und schreckhaft. Sein Gewicht war auf 950 g gefallen. Es wurde Zeit zu gehen und uns wurde ganz schwer ums Herz. In einem Kuschelsack versteckt durfte er bei Frau Dr. Kepper-Muth sanft einschlafen und ins Regenbogenparadies einziehen. Mach’s gut Du kleiner dankbarer und hübscher Kerl. Nicht nur Deine Freunde vermissen Dich.