Zuletzt aktualisiert am 17. August 2020
Steckbrief
Name: Kleiner Onkel. | Rasse: Glatthaar (mit Stehohren), Farbe: schwarz-rot mit einem weißen Hinterfüßchen, Geboren: 2014, Herkunft: Wiebelsheim, Kastriert: bereits kastriert, Aufnahme: 21. Mai 2020, Pflegestation: Kerstin, Pflegebox: Nr. 5. Kleiner Onkel mit seinem Handicap (einem eingedellten Brustkorb und einer hineinragenden Rippe) wurde heute ein Engelchen. |
Kleiner Onkel sollte als Gesellschaft für Touffu einziehen, aber Touffu verstarb schneller als er einziehen konnte. Tja und so allein wollte Sybille den kleinen Onkel natürlich nicht abgeben, saß er doch bei ihr in einer großen gemischten Gruppe mit einem Haremswächter in Gesellschaft – obwohl ihm das Stress bereitete.
Wir fanden zwei kleine behinderte Böckchen, Trick und Track eben. Das würde doch passen. Kleiner Onkel wäre die Aufgabe zugefallen, als Barbapapa die beiden zu erziehen. Was bei der Ankunft auf dem Bild noch so harmonisch aussah, entpuppte sich als Trugschluss. Kleiner Onkel wollte nicht Papa werden und jagte die beiden.
Also bekam er sein eigenes Separee. Wir beobachteten, dass er sich beim Fressen gerne einmal verschluckt. Seitdem er solo sitzt, passiert ihm das nicht mehr so oft. Jegliche Vergesellschaftungsversuche scheiterten bisher kläglich.
Die dominante Kira jagte den schüchternen Kastraten und die ebenfalls zurückhaltend unterwürfige Black Luna wurde von kleiner Onkel verjagt. Auch Versuche mit den gemischten Gruppen scheiterten. Alles was kleiner ist als er, wird gejagt (selbst Trixie) und alles Größere macht ihm Angst und er sucht das Weite.
Sybille würde ihn zwar wieder nehmen und in die vorherige Gruppe einsetzen, aber wäre das das richtige für kleiner Onkel? Somit bleibt uns erstmal nichts anderes übrig, als dass er allein sitzt. Vielleicht tut ihm die Ruhe nach all der Aufregung ja gut – bis wir wissen, was er will. In solch einer Situation wünschten wir, er könnte reden bzw. wir ihn verstehen …
Montag, 8. Juni 2020
Kleiner Onkel darf solo bleiben
Die halb abgefressenen Ohren von kleiner Onkel erzählen von einer schlimmen Kindheit, vermutlich ein großer Notfall. Wir wissen es nicht, wunderten uns nur über sein ablehnendes Verhalten gegenüber Artgenossen, ist er doch sonst ein ganz zurückhaltend schüchterner Kerl. Selbst die herzensgute Tapsy fand er zum Kotzen. Trotzdem er allein saß, verlor er Gewicht und rutschte auf 850 g ab.
Die heutige Untersuchung bei Dr. Seitz nebst Röntgen offenbarte des Rätsels Lösung. Sein Brustkorb ist leicht eingedrückt (deformiert) und eine Rippe auf der linken Seite sitzt nicht mehr dort, wo sie hingehört, sondern ragt in den Bauchraum hinein. Dies deutet entweder auf einen Sturz hin oder er wurde früher einmal beim Fangen zu fest gedrückt!
Aus Angst vor Schmerzen reagiert kleiner Onkel also so wie jetzt. Da wir nicht wissen, wie alt die Verletzung ist, testen wir mit Schmerzmittel, ob er wenigstens wieder zunimmt. Wenn er schon ein Einzelschweinchen bleibt.
Hatte kleiner Onkel anfangs sogar Angst vor der Kuschelrolle, so ist er jetzt nur noch darin zu finden. Unter diesen Umständen darf kleiner Onkel selbstverständlich bleiben und es sich richtig gut gehen lassen. Wir wollen ihn nach Strich und Faden verwöhnen, denn mehr können wir leider nicht mehr tun.
Sonntag, 28. Juni 2020
Kleiner Onkel hat sein Deckelchen gefunden
Seit letzten Sonntag ist kleiner Onkel nicht mehr allein. Die spontan angereiste „jungfräuliche“ Oma Bella – gleichalt und gleichschwer wie er – eroberte sein Herz im Sturm und kleiner Onkel war sofort Feuer und Flamme für sie.
Er erzählte und popcornte vor Freude. Beim Kennenlernen ging kleiner Onkel verständlicherweise sehr behutsam vor, damit sie ihm nicht wehtat. Oma Bella hob nur ihr Köpfchen und schon trollte er sich wieder. Sie kannte bis dato noch keinen Schweinemann und war dementsprechend genauso vorsichtig unterwegs. Von Tag zu Tag wurde der Abstand zwischen beiden kleiner und kleiner. Die Annäherungsversuche fruchteten und inzwischen schlafen beide nie weit voneinander entfernt. Endlich hat kleiner Onkel seine Partnerin gefunden.
Montag, 17. August 2020
Abschied von kleiner Onkel
Trotz Schmerzmittel und einem separaten Futterplatz passierte es kleiner Onkel immer wieder, dass er beim Fressen würgen musste. Dabei spuckte er Flüssigkeit und hielt dann natürlich eine Weile inne, bis er wieder weiter fressen konnte. Er sprang trotz seines Brustkorbs gerne auf die Unterstände und dort bekam er abends zusätzlich zum Salat, der unten bei Oma Bella lag, etwas Löwenzahn sowie Gurke und Paprika serviert.
Nichtsdestotrotz schlich sich sein Gewicht nach unten von einst 900 g auf 800 g am Sonntag. Auch bei der Hitzewelle jetzt im August machte er tapfer mit. Er schaute immer schon, wo seine Medizin und das Futter blieb. Kleiner Onkel hatte von oben alles gerne im Blick und von dort oben schmeckte das Heu aus der Heutrommel nochmal so gut.
Aber heute Morgen war alles anders. Kleiner Onkel verkroch sich in seinem Kuschelsack und wir sahen ihn kurz darauf nur würgen und würgen und würgen – bevor er wieder in seinem Kuschelsack verschwand und von der Welt nichts mehr wissen wollte. Wir wussten, der Zeitpunkt war gekommen, kleiner Onkel einen letzten Dienst zu erweisen.
Sein Gewicht war auf nur mehr 760 g abgestürzt. Mit einem Kloß im Hals nahmen wir von dem sonst so lebensfrohen tapferen Kerl Abschied und er segelte bei Frau Dr. Seitz flugs davon. Sie meinte, allein der eingedrückte Brustkorb reicht schon für Schmerzen, aber durch die nach innen hineinragende Rippe tat es ihm wohl nochmal so weh, wenn sich sein Bäuchlein füllte. Uns kamen die Tränen und wir zogen den Hut vor einem solch taffen Kerl.
Lieber kleiner Onkel, fliege nun ohne Schmerzen über die immergrüne Wiese und schlage Dir Dein Bäuchlein voll. Du brauchst nun keine Angst mehr vor der Berührung anderer Schweinchen zu haben. RIP Du tapferer Bursche.